Öresundverbindung zwischen Dänemark und Schweden – ehrgeiziges Bauprojekt in Skandinavien
Die Öresundverbindung (auf Dänisch: "Øresundsforbindelsen") ist eines der ehrgeizigsten Bauprojekte schlechthin und verbindet die dänische Hauptstadt Kopenhagen mit der schwedischen Stadt Malmö. Vom Baubeginn im September 1993 bis zum Betriebsbeginn im Juli 2000 vergingen fast sieben Jahre. Kostenfaktur für die 16 Kilometer lange internationale Querung: Mehrere Milliarden Euro, die ausschließlich über Kredite vorfinanziert wurden. Bis zum Jahr 2050 sollen diese aus Mautgebühren & Co. komplett getilgt werden. So die Pläne des Betreibers namens Øresundsbro Konsortiet, das je anteilig zu Verkehrsunternehmen des dänischen und des schwedischen Staats gehört.
Eine besondere Reise über und unter dem Meer hindurch
Der Weg zwischen den skandinavischen Staaten verläuft nicht nur via die bekannte Brücke über das blau funkelnde Meer und den namensgebenden Öresund, sondern auch mitten durch ihn hindurch: Auf Teilen der Strecke teilt der sogenannte Drogdentunnel die See und ermöglicht eine Reise durch das Innere der Erde. Als wäre das nicht genug architektonische Leistung, kommen Brücke und Tunnel auf der eigens für die Querung angelegten künstlichen Insel Peberholm zusammen.
Reist Du über die Öresundbrücke von Dänemark aus nach Schweden, beginnt Deine Fahrt auf der Insel Amager. Sie ist ein Teil von Kopenhagen, an das dortige Verkehrsnetz angeschlossen und verfügt über die Einfahrt in den 3.510 Meter langen Drogdentunnel. Dieser endet auf dem 4.055 Meter langen Inselstreifen Peberholm. Dort fließen Zug- und Kfz-Verkehr auf einer Strecke von 3.014 Metern ebenerdig und gehen anschließend in die 7.845 Meter lange Öresundbrücke über. Am Ende der Brücke empfängt Dich der Ort Lernacken auf dem schwedischen Festland.
Übrigens: Bahn- und Kfz-Verkehr liegen im Drogdentunnel auf einer Höhe, auf der Brücke übereinander; die Gleise liegen dort bei den Fachwerkträgern zwischen der vierspurigen Autostraße und dem Wasser. Eine Rampe auf Peberholm leitet den Verkehr deshalb in die richtigen Spuren.
Mehr als 20 Jahre Öresundbrücke
Im Sommer 2020 feierte die legendäre Öresundbrücke zwanzigjähriges Bestehen. Am 1. Juli 2020 wurde sie von der Monarchin Margrethe II. von Dänemark und dem schwedischen König Carl XVI. Gustaf offiziell eröffnet. Seitdem haben Milliarden Fahrzeuge und Züge die Brücken- und Tunnelstrecke zwischen den nordischen Ländern überquert.
Quelle für diesen Beitrag: Øresundsbro Konsortiet - www.oresundsbron.com
Öresundverbindung – Öffnungszeiten der Tunnel-Insel-Brückenkombination
Die Öresundverbindung ist Teil der Europastraße 20 (E20) und für Reisende im Auto an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr geöffnet. Auch Fern- und Nahverkehrszüge operieren täglich bei Tag und Nacht. Es gibt nur wenige Ausnahmen.
Teil- oder komplette Sperrungen der Öresundbrücke erfolgen in den folgenden Fällen:
Im Jahr 2019 wurde die Strecke beispielsweise achtmal kurz gesperrt. Die Gründe: technische Ursachen und Unfälle. Insgesamt war die Brücke 2019 deshalb für Verkehrsteilnehmer für zwölf Stunden nicht zugänglich.
Mautgebühren – mit dem Kfz über den Öresund
Für die Überfahrt auf der Öresundverbindung in Skandinavien brauchst Du circa eine Viertelstunde. Der Weg zur Querung ist auf beiden Seiten bestens ausgeschildert. Staus gibt es äußert selten. An der Mautstelle, die sich auf der schwedischen Seite der Konstruktion befindet, fallen beim Direktkauf vor Ort teils Wartezeiten an. Die Öresundtickets kannst Du jedoch auch online erwerben. Dies kann günstiger sein.
Mautkosten für die Öresundbrücke
Fahrzeugart | Einfache Fahrt, regulärer Preis | Einfache Fahrt mit ØresundGO |
Motorrad | 230 DKK (ca. 31 EUR) | 91 DKK (ca. 12 EUR) |
Pkw (maximal 6 m lang) | 455 DKK (ca. 61 EUR) | 175 DKK (ca. 23 EUR) |
Pkw mit Anhänger/Wohnanhänger (maximal 15 m lang), Wohnmobile (6 bis 10 m lang), Transporter und Kleinlaster |
910 DKK (ca. 122 EUR) | 350 DKK (ca. 47 EUR) |
Pkw (maximal 6 m lang) mit Anhänger/Wohnanhänger (länger als 15 m), Wohnmobile (länger als 10 m mit Anhänger), Lastwagen (länger als 9 m) |
1.600 DKK (ca. 214 EUR) | 701,25 DKK (ca. 94 EUR) |
Der ØresundGO-Discount kostet einmalig 359 DKK (ca. 48 EUR) und ist für ein Jahr gültig.
Quelle: www.oresundsbron.com (Stand: April 2024)
Vergünstigungen mit ØresundGO: Bist Du im Besitz des ØresundGO-Abos (früher BroPas), reduziert sich der Preis für jede Überfahrt enorm. ØresundGO ist zwölf Monate lang gültig und kostet eine einmalige Gebühr von etwa 48,00 Euro (Stand: 2024). Alle Zahlungen werden elektronisch über Dein individuelles ØresundGO-Konto abgewickelt. Dafür wird bei jeder Nutzung der Öresundverbindung ein Bizz gescannt, der Deinem Kfz und Nummernschild zugeordnet worden ist. Der Bizz muss dafür am Inneren der Windschutzscheibe befestigt werden.
Kombi-Ticket für Scandline-Fähre und Öresundverbindung: Das Fährunternehmen Scandlines bietet bei einer Online-Buchung zweier dänisch-deutscher Fährverbindungen Rabatte für die Nutzung der Öresundbrücke an. Bei den Fährstrecken handelt es sich erstens um die Route zwischen Rostock und der Hafenstadt Gedser auf der dänischen Insel Falster ; zweitens um die Strecke zwischen Puttgarden und Rodby auf Lolland.
Maut für die Öresundbrücke online beantragen - nützliche Links
Öresund-Bahnstrecke – Nahverkehr und Fernzüge zwischen Dänemark und Schweden
Auch mit der Bahn kannst Du den Sund zwischen Dänemark und Schweden überqueren. Es gibt zwischen den Hauptbahnhöfen in Kopenhagen und Malmö mehrere Haltestellen, darunter zum Beispiel am Kopenhagener Kastrup Airport. Die Züge verkehren täglich in regelmäßigen Abständen rund um die Uhr von einem Land ins andere.
Möchtest Du mit einem Fernreisezug durch Skandinavien fahren oder den Öresund-Nahverkehr nutzen, dann schau auf den Webseiten der folgenden Verkehrsunternehmen nach passenden Verbindungen:
Öresundverbindung – Infos zur faszinierenden Tunnel-Insel-Brückenkombination
Am 23. März 1991 unterzeichneten Dänen und Schweden das Abkommen zur Schaffung einer Tunnel-Insel-Brückenkombination über den Öresund. Fertiggestellt wurde das legendäre Projekt neun Jahre später, knapp sieben Jahre nach Beginn der Bauphase.
Peberholm – künstliche Insel verbindet Tunnel mit Brücke, Dänemark mit Schweden
Das künstlich angelegte Eiland Peberholm (auf Deutsch: "Pfefferinselchen") ist 1.600 Quadratmeter klein und Teil des Bauprojekts zwischen Dänemark und Schweden. Der 4.055 Meter lange Inselstreifen liegt auf der dänischen Seite des Öresunds und ist der Verbindungspunkt zwischen Brücke und Drogdentunnel. Benannt wurde das Pfefferinselchen analog zur benachbarten und natürlichen Insel Saltholm, auf Deutsch: "Salzinselchen".
Der Grund für die Schaffung von Peberholm: Man wollte verhindern, dass die Öresundverbindung Schiff- und Flugverkehr einschränkt. Verliefe die Brücke auf der Gesamtlänge zwischen Dänemark und Schweden, kämen große Fähren und Frachter womöglich nicht gefahrlos unter der Brücke hindurch. Zudem hätte die hohe Brücke die Flugzeuglandungen auf dem Kopenhagener Flughafen Kastrup behindert oder gar unmöglich gemacht.
Ursprüngliche Pläne sahen vor, Saltholm als Tunnel-Brücken-Treffpunkt zu nutzen, allerdings hätte dies dem Ökosystem der Insel massiv geschadet. Stattdessen wurde Peberholm entworfen. Auch das Ökosystem von Peberholm wird durch Gesetze geschützt. Wie erhofft hat sich dort ohne menschliches Zutun ein Vogelbrutgebiet mit einer reichhaltigen Flora und Fauna entwickelt.
Drogdentunnel – 8.000 Meter unter dem Meer
Der gerade verlaufende Drogdentunnel hat eine Länge von 4.050 Metern. Je 270 Meter Strecke davon gehören zu den Zufahrten auf Peberholm und in Malmö. Um das Mammutprojekt zu realisieren, wurde der namensgebende Drogden-Sund zwischen Kopenhagen und Peberholm auf eine Tiefe von acht Metern ausgebuddelt, um den darüber verlaufenden Schiffsverkehr zu ermöglichen.
Auf dem Grund des Meeres besteht in dem 38,9 Meter breiten Tunnel Platz für insgesamt fünf parallel verlaufende Spuren: zwei Straßenröhren, zwei Zugröhren und eine Service-Spur, die auch als Fluchtkorridor dient. Die 20 zusammengesetzten Bauelemente des Tunnels wiegen insgesamt 1,1 Millionen Tonnen und sind auf unserem Planeten die größten ihrer Art.
Öresundbrücke – gigantischer Landweg über dem Sund
Die Öresundbrücke (auf Dänisch: "Øresundsbroen", auf Schwedisch: "Öresundsbron") hat insgesamt eine Länge von 7.845 Metern und besteht aus Rampen- sowie Hochbrückenelementen. Der imposante Abschnitt, der in den Medien vornehmlich gezeigt wird, ist davon nur ein "kleiner" Teil: ein 1.092 Meter langen Hochbrückenabschnitt mit 490 Metern Spannbreite und 57 Metern Höhe. Darunter dürfen größere Schiffe passieren.
Der Überbau der Hoch- beziehungsweise Schrägseilbrücke ist aus massivem Stahlbeton. Die darunter liegenden Fahrbahnträger und Fachwerkstreben, in denen die Schienen für den Zugverkehr liegen, sind aus Stahl. Nicht fehlen dürfen natürlich die aus Stahlbeton gefertigten Stützpfeiler der kollossalen Schrägseilbrücke. Die Pfeiler, auch Pylone genannt, sind ganze 206 Meter hoch. Stabilisiert wurden sie mit im Meer versenkten Einzelfundamenten. Die zwei wuchtigsten von ihnen wiegen je 20.000 Tonnen.
Der Bau der Brückenkonstruktion wurde binnen drei Jahren und damit fast schon in Rekordzeit fertiggestellt. Ein überwiegender Teil der kolossalen Brückenteile wurde nicht auf der Baustelle im Meer hergestellt. Gefertigt wurden sie stattdessen in Trockendocks und Werften in Malmö und dem spanischen Cadiz. Anschließend wurden die Stützpfeiler, Brückenträger und Fundamentblöcke vom Festland aus mit einem Schwimmkram in den Sund gebracht und vor Ort montiert.
Öresundverbindung – Funfacts
Die Öresundverbindung ist in jeglicher Hinsicht ein Projekt der Superlative. Steuerzahlerinnen und Zahler mussten für den Bau der Öresundverbindung jedoch nicht aufkommen. Sie wurde allein über Kredite finanziert und auch laufende Kosten sind Teil des Etats. Mit einer einmaligen Investition ist es schließlich nicht getan, denn die Wartung ist nicht ohne. Ein aktuelles Projekt: 2020 wurde mit dem Neuanstrich der 300.000 Quadratmeter umfassenden Stahlstruktur unterhalb des Straßenverlaufs auf der Brücke begonnen. Das Ziel ist die Vermeidung von Korrosion. Im Jahr 2032 soll das Vorhaben vollendet worden sein – die veranschlagte Zeit ist damit mehr als dreimal so lang wie die des Brückenbaus selber. Der Kostenfaktor für den Neuanstrich: 300 Million dänische Kronen (circa 40,26 Millionen Euro).
Die Schaffung der Verbindung zwischen den Dänen und Schweden wurde von vielen mit massiver Skepsis betrachtet. Kein Wunder, ist das Vorhaben doch ein massiver Eingriff in die Natur. Zumindest für das Ökosystem auf Peberholm gibt es jedoch gute Nachrichten: Laut der Betreiber haben sich dort inzwischen mehr als 400 Pflanzenarten abgesiedelt; 30 Vogelarten dient es als Brutgebiet, 500 Insekten- und 30 Spinnenarten haben dort ihr Zuhause. Auch andere Tiere fühlen sich dort wohl, darunter Hasen, Mäuse und die unter Artenschutz stehende Wechselkröte.
Apropos Betreiber: Insgesamt 145 Personen sind beim Øresundsbro Konsortiet
angestellt. Für die Frauenquote ist gesorgt: 74 von ihnen sind weiblich, 71 sind männlich (Stand: 2019). Und weil das Øresundsbro Konsortiet ein internationales Unterfangen ist, wird für zentrale Begriffe eine Mischung aus Dänisch und Schwedisch genutzt: Das Wort Øresund
ist beispielsweise Dänisch, das Wort bron
ist Schwedisch.
Trotz aller Skepsis wird die Öresundverbindung oft und gerne befahren. Vielleicht haben manche bei der Querung etwas Muffensausen, doch bestimmt sehen viele ihr auch mit Begeisterung entgegen: Schließlich wurde bereits sechs Wochen nach der Eröffnung, am 18 September 2000, die Marke des millionsten Autos auf der Brücke geknackt. Und alleine 2019 verzeichneten die Betreiber dort 7.454.231 Kraftfahrzeuge.
Autofahrer waren übrigens nicht die ersten Nutzer der Brücke. Vor der offiziellen Eröffnung durch die damalige dänische Königin Margrethe II. von Dänemark und dem schwedischen König Carl XVI. Gustaf am 1. Juli 2000 fand dort ein Fun-Marathon statt: Zwischen dem 9. und 12. Juni weihten 80.000 Fußgänger, Radfahrer, Jogger und andere Menschen auf nicht-motorisierten Rädern die Konstruktion mit einem Öresundbrücken-Halbmarathon ein. Laut der Betreiber stellen sie damit den Weltrekord für den größten Spaßwettlauf zwischen zwei Nationen.
Die Gelegenheit für einen Marathon über den Öresund wirst Du wahrscheinlich nicht so schnell bekommen. Aber vielleicht hast Du ja Lust, die Strecke mit der Bahn oder im Kfz zu erkunden. Womöglich hast Du Deinen Urlaub bereits ein- oder mehrmals mit einer Überfahrt der Öresundbrücke verbunden und freust Dich schon auf das nächste Mal. Wir wünschen Dir in jedem Fall eine wunderbare Reise und gute Fahrt!